Freiheit
In diesem Jahr möchten wir uns filmisch dem Begriff Freiheit nähern. Wir sagen bewusst nähern, denn wir maßen uns nicht an, ihn abschließend zu definieren.
Jeder Mensch versteht unter Freiheit etwas anderes, abhängig von der Zeit, in der er lebt, von seiner geografischen Herkunft oder den sozialen Verhältnissen, in denen er aufwächst. Je nach eigenen Erfahrungen oder Einflüssen aus dem Umfeld, kann sich die eigene Definition auch häufig verändern. Freiheit ist also ein dynamischer Begriff, der kaum zu fassen ist.
Ein paar allgemeine Anhaltspunkte können wir allerdings aus der Geschichte ableiten. Erstens: Freiheit ist nichts Grenzenloses. Sie ist eingebunden in ein Gewebe aus Gesellschaft, unsere Freiheit endet dort, wo sie andere einschränkt. Jede unserer Handlungen und Entscheidungen beim Essen, Arbeiten oder in der Freizeit haben – ob wir es wahrhaben wollen oder nicht – globale Auswirkungen auf andere, die am Ende auch uns betreffen. Wir können so frei sein, diese Tatsache zu ignorieren – entziehen können wir uns ihr nicht.
Daraus folgt Zweitens: Ignoranz und Abgrenzung haben wenig mit Freiheit zu tun. Sie engen unseren Blick ein, sprechen uns exklusive Rechte zu und schließen andere Gruppen aus.
Drittens: Freiheit kann überfordern. Je mehr Möglichkeiten wir haben, je unübersichtlicher die Welt ist, je undurchschaubarer Krisensituationen, desto größer ist der Ruf nach einfachen Antworten. Vielleicht haben das Erstarken von Nationalismus und demokratiefeindlichen Ideen etwas mit dieser Überforderung zu tun und der Hoffnung, dass Andere für uns die Entscheidungen treffen. Diese Haltung hat – mit Blick auf die Geschichte – noch nie zu etwas Gutem geführt. Daraus folgt Viertens: „Ich zuerst!“ ist ein Spruch, den man Kindern zustehen kann, aber mit dem von Erwachsenen keine Politik gemacht werden sollte.
Grenzen werden als befreiend oder als Einschränkung empfunden. Die einen benötigen ein strukturiertes Lern- oder Arbeitsumfeld, die anderen wollen sich ausprobieren und empfinden jede Regel als lästig. Doch überhaupt diese Auswahl zu haben, ist ein Privileg. Es ist ein existenzieller Unterschied, ob wir in einer Banlieue bei Paris oder in einer Eigenheimsiedlung in Halle aufwachsen, in einem Vorortslum im Senegal oder in einem Fischerdorf an der Adria. In unserer globalisierten Gesellschaft entscheiden oftmals die ökonomischen Mittel über unsere Freiheit und unsere Möglichkeiten. Sie teilen den Globus in unterschiedliche Welten ein. Meistens wissen diese Welten nicht viel voneinander.
Doch es gibt einen Ort, der uns die Möglichkeit bietet, über den Tellerrand zu schauen, Träume und Ideen zu entdecken, die fernab von unseren sind. Der es uns ermöglicht, uns zu verbinden und empathisch zu sein: Das Kino. Es hat offene Fenster zu bieten, durch die wir in diese Welt hineinsehen können. Es hilft, die eigene Freiheit sehen und verstehen zu können, Empathie zu wecken und damit Freiheit auch solidarisch zu denken.
Wir laden Sie herzlich dazu ein, mit uns gemeinsam im Kino der Freiheit nachzuspüren und wünschen Ihnen viel Freude mit unserem diesjährigen Programm.